Das Wort Controlling, so könnte man meinen, stammt aus einem Anglizismus der heutigen Zeit.
Schließlich handelt es sich dabei um eine Disziplin, die erst in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat.
Tatsächlich blickt das Controlling schon auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück. Schon im 15. Jahrhundert stellte der englische Königshof einen sogenannten „Controllour“ ein.
Dieser hatte allerdings, anders als das Controlling heute, lediglich die Aufgabe, Gelder und Güter, die ein- und ausgingen, schriftlich zu dokumentieren.
Es ging also zunächst um das Thema Staatseinnahmen und -ausgaben. Auch die Weiterentwicklung in Amerika, genauer gesagt, den USA, fand auf staatlicher Ebene statt. Hier gab es seit dem Jahr 1778 einen sogenannten „Comptroller“.
Auch dabei ging es um die Ein-nahmen und Ausgaben des Staats mit dem besonderen Augenmerk auf ausgeglichene Haushalte.
Der Staat sollte also nach Möglichkeit nicht mehr ausgeben, als Einnahmen hereinkamen.
Weiterentwicklung auf Unternehmensebene
Erst im Jahr 1880, ebenfalls in den USA, richtete die Firma Atchison, Topeka & Santa Fe Railway System, das Amt eines Comptrollers ein.
Das Wort Controlling, wie wir es heute kennen, fiel erstmals im Jahr 1892 bei der Firma Generel Electric Company. Das so geschaffene Controlling lief dann so weiter, bis sich im Jahr 1931 das sogenannte „Controller’s Institute of America“ formierte, das seit 1962 unter dem Namen FEI, also Financial Executives Institute, bekannt ist.
Diese Neuentwicklung beschränkte sich zunächst auf den amerikanischen Raum. Die dortige Wirtschaft hatte den Sinn und Zweck dieser Einrichtung und die Vorteile, die sich für ein Unternehmen daraus ergeben können, schnell erkannt.
Erst als nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr amerikanische Firmen ihre Zweigstellen in Europa eröffneten, insbesondere auch in Deutschland, griff der Trend auch hier um sich.
Die Skepsis dieser neuen Einrichtung und ihrem Nutzen gegenüber blieb, da es scheinbar eine amerikanische Erfindung war, über lange Zeit bestehen.
Bis in die sechziger Jahre war vielen Unternehmen das Controlling nicht besonders geheuer. Immerhin hatte man ja scheinbar zuvor auch immer gut gewirtschaftet. Warum sollte man sich scheinbar unnötig selbst kontrollieren?
Lediglich Industriebetriebe implementierten das sogenannte „Industriecontrolling“, allerdings mit der klaren Maßgabe, diese Technik nicht auf andere Branchen übertragen zu können.
Die Verbreitung des Controlling
Im Rahmen der weitergehenden Industrialisierung und des wachsenden Wettbe-werbs mussten immer mehr Firmen einsehen, dass die Wirtschaftlichkeit immer stärker in den Fokus rücken müsste.
Man konnte nicht einfach blindlings vertrauen, dass die gesetzten Ausgaben und Einnahmen schon zusammen passen würden.
Letzten Endes ging es auch darum, schnell wachsende Unternehmen sinnvoll entwickeln und steuern zu können. Das Controlling wurde dadurch immer interessanter.
Mitte der 80er Jahre griffen auch immer mehr Dienstleistungsunternehmen, also der Handel, Banken und Versicherungen, auf die Techniken des Controllings zurück. Dienstleistungscontrolling nannte man das.
Ende der 80er Jahre führten auch die Sozialwirtschaften das Sozialwirtschaftscontrolling ein.
Das in den 90er Jahren entwickelte Verwaltungscontrolling, also das Controlling in den öffentlichen Verwaltungen, machte sich unter dem Begriff Neue Steuerungsinstrumente, kurz NSI, einen Namen.
Mitte der 90er Jahre war es dann so weit: Auch kulturelle Ein-richtungen erkannten Sinn und Zweck des Controllings. Sie griffen den Gedanken auf.
Somit fielen auch Theater, Museen, Sportvereine, sogar die Kirche unter eine Controlling-Abteilung.
Auch freie Gewerbetreibende wie Ärzte, Kanzleien, Hand-werker und andere Selbstständige machten sich die Techniken zunutze.
Verbreitung nach Sektoren
Es ist leicht zu erkennen, dass sich die Verbreitung des Controllings zunächst strikt nach Sektoren vollzog.
Auf Staaten folgten Industrieunternehmen und erst später Dienstleister, Sozialwirtschaften, öffentliche Verwaltungen und der Kultursektor.
Jeder erschuf dabei sein eigenes Controlling, das den jeweiligen Spezifikationen Rechnung trug.
Der Vorteil dieses Vorgehens liegt auf der Hand: Niemand probierte, ein in der Industrie praktikables Controlling auf ein Theater oder ein Museum umzusetzen, wo ganz andere Regeln gelten.
Weitere Aufgliederung
Neben diesem sogenannten sektoralen Controlling stellten die Firmen und Organisationen irgendwann fest, dass das Controlling nicht pauschal auf den gesamten Betrieb anwendbar ist.
Es fanden in der Folge weitere Aufgliederungen statt. So gibt es heute ein eher dezentrales Controlling, das dann aber jeweils in alle betrieblichen Funktionen der Unternehmen eingreift.
Beispiele dafür sind das Vertriebscontrolling, das Beschaffungscontrolling, das Personalcontrolling, aber durch auch Bereiche wie Public Relations-Controlling oder das Marketingcontrolling.
Erweiterung in die Theorie
Eine rein theoretische Auseinandersetzung, dann sogar auf wissenschaftlicher Ebene, fand erst ab den 70er Jahren statt.
Seit dieser Zeit gibt es nicht nur einzelne Lehrveranstaltungen zum Thema, sondern ganze Controlling-Lehrstühle.
Als Pioniere im deutschsprachigen Raum sind unter anderem Rainer Bramsemann, Günter Ebert, Rolf Eschenbach und Péter Horváth zu nennen.
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